altersstarrsinn

Sieht man sich an, welche Preise Marcel Reich-Ranicki schon alle erhalten hat, kann man nur sagen: Hut ab. Zugegeben, ich habe gar keinen Hut, aber dennoch, Respekt. Trotzdem frage ich mich, gelten für verdiente Literaturpäpste eigentlich andere Spielregeln als für normal Sterbliche? Gestern beantwortete er unter der Rubrik „Fragen Sie Reich-Ranicki“, die regelmäßig in der FAS erscheint, eine Frage von Markus Soworka zur literarischen Qualität von Kriminalromanen. Nach einer generellen Ablehnung dieses Genres verbat er sich, ihm künftig Fragen zur Trivialliteratur zu stellen.

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Diese Aussage ist zweifelsfrei richtig, denn es hat doch keinen Sinn, Fragen an Reich-Ranicki zu stellen, die er gar nicht beantworten kann. Anscheinend endet sein Verständnis zum Kriminalroman (sofern er überhaupt eins hat) bei einer Aussage von Thomas Mann – und der ist immerhin schon über 50 Jahre tot. Ich fänd es zu schön, wenn Thomas Pynchon den nächsten Nobelpreis für Literatur erhielte. Schließlich handelt es sich bei seinem zuletzt veröffentlichten Werk ‚Inherent Vice‘ um einen Kriminalroman. Und von Herrn Reich-Ranicki wünsche ich mir, dass er sich hin und wieder einen Spruch von Dieter Nuhr zu Herzen nimmt: „Wenn man keine Ahnung hat. Einfach mal Fresse halten.“ Aber Nuhr ist für Reich-Ranicki wahrscheinlich auch zu trivial, als dass man ihm damit kommen könnte.