1966/67 – ein jahr bundesligaluft

Norbert Arndt erzählt (gemeinsam mit Co-Autor Tom Koster) auf 179 Seiten Fortunas erste Bundesligasaison 1966/67. Dabei lässt er nicht nur seine Leidenschaft für die Fortuna mitschwingen. Er räumt den damaligen Spielern von Dirk Krüssenberg über „Jupp“ Hellingrath, Fred Hesse, Hilmar Hoffer bis hin zu „Pitter Meyer“, um nur einige zu nennen, viel Platz ein. Besonders spannend wird das, wenn die Spieler selbst über die damalige Zeit berichten dürfen. So erzählen beispielsweise Jürgen Schult, Felix Schwarzbach und Fred Hesse von der Weihnachtsfeier des Jahres 1966 und die Besonderheiten einer Tombola. Großartig.

Da es sich um ein Saisonbuch handelt, dreht sich fast alles um die 34 Ligaspiele. Vom famosen Start, ein Auswärtssieg in Dortmund, bis hin zum Abstieg, den kaum noch einer im Stadion verfolgen wollte. Garniert werden die Saisonkapitel mit zum Teil sehr netten Anekdoten, Hintergrundberichten und vielen, zum Teil noch bislang unveröffentlichten Fotos.  Abgerundet wird alles, durch einen kleinen Statistikteil und ausführliche Portraits der eingesetzten Kicker. Insgesamt gesehen hat Norbert Arndt ein sehr hübsches Buch über Fortunas allererstes Bundesligajahr verfasst, das zum Schmökern einlädt.

Zu fast jeder Partie gibt es ein Foto. Dabei ist festzustellen, dass die Fortuna der Saison 1966/67 nichts von einem möglichst einheitlichen Dress gehalten hat. So liefen die Fortunen in mindestens 13 verschiedenen Trikotkombinationen aufs Spielfeld: Von der weißen Hose mit weißem Shirt, bis hin zur roten Hose mit roten Shirt wurde alles wild durcheinander getragen. Trikots mit Knopfleiste, mit Bündchen, V-Ausschnitt, Rund-Ausschnitt: der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt.

Im Text des Buches wird mitunter leider eine Phrase nach der anderen gedroschen. So heißt es z. B. auf Seite 70 innerhalb weniger Zeilen im Spielbericht: „zur Salzsäure [sic!] erstarrt“, „Mute der Verzweiflung“, „Hexenkessel“, „Hitchcock-Krimi“. Und die Formulierung „Fortunas  durchaus ansehnliche Spielerfrauen“ war 1966 schon grenzwertig, heute geht sie gar nicht mehr.

Ein Manko des optisch wunderschönen Buches: Die Saison läuft vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs und der sich in Deutschland formierenden StudentInnenbewegung ab. Das letzte Saisonspiel findet exakt einen Tag nach der Ermordung von Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 in Berlin statt. Waren alle Fortunen völlig unpolitisch? Oder hat Norbert Arndt nicht nachgefragt? Hier hätte ich mir eine bessere Einordnung gewünscht. Schließlich rollt der Ball nicht im politikfreien Feld, auch wenn manche das gerne so hätten. Weder damals, noch heute.

Norbert Arndt (Herausgeber) / Tom Koster: 1966. Die erste Bundesliga-Saison von Fortuna Düsseldorf, 2018 (Bestellungen über Norbert Arndt, Telefon 01590 1195299)