reclaim the game

„SING WHEN YOU’RE WINNING“ lautet der Titel eines großartigen Buches über Fußball und deren Fans in Großbritannien. Erstmals veröffentlicht wurde dieses Kleinod des britischen Journalisten Colin Irwin im Jahr 2006. Bereits zwei Jahre später erschien es auf deutsch und inzwischen habe ich davon auch etwas mitbekommen.

Zugegeben, ohne gute Kenntnis des Inselfußballs müssen manche Passagen in Bezug auf die Songs rund um die Stadien unverständlich bleiben. Doch Irwin geht es auch um die Seele des Spiels und da gibt es viel zu lernen. Sein Fazit lautet, dass „im Großen und Ganzen (,…) die Zukunft des Fußballs in den Händen der Fans“ liege. Besonders deutlich werde dies an den Bestrebungen rund um die von Fans gegründeten Clubs AFC Wimbledon und FC United. Es geht dabei auch immer um die Frage, um welchen Preis will ein Verein den Erfolg.

Vor diesem Hintergrund befindet sich die Fortuna derzeit in einer sehr wichtigen Phase. Mit welchen Mitteln soll der Klassenerhalt, gar der dauerhafte Verbleib in der ersten Liga erreicht werden? Mir bereitet dabei eine Entscheidung der vergangenen Monate ein wenig Bauchschmerzen, nämlich die so genannte Partnerschaft „mit einem saudi-arabischen Spitzenclub“, wie es in der Presseerklärung der Fortuna am 1.7.2012 hieß. Verpflichtet wurde gleichzeitig der angeblich beste saudische Spieler dieses im Rahmen der Meldung nicht namentlich genannten Vereins.Im Gegenzug soll es finanzielle  Unterstützung für das Nachwuchsleistungszentrum geben und vielleicht ein Trainingslager für die Fortunen dabei rausspringen.

Im Laufe der letzten Wochen stellte sich heraus, dass der saudische Spieler Mazin Ahmed Alhuthayfi, um den handeltes es sich nämlich, vom Verein Al-Ittihad Dschidda kam (aber zuletzt bei Portsmouth unter Vertrag stand). Bei seiner Verpflichtung war von „großem Potenzial“ des Kickers die Rede. Inzwischen ist es ruhiger geworden: Einen endgültigen Vertrag gibnt es anscheinend immer noch nicht, im Trainingslager machte der mit der Trikotnummer 12 ausgestattete Saudi einen mehr als kläglichen Eindruck. Demnach ist kaum anzunehmen, dass er irgendwann einmal den Fortunadress auch tatsächlich in einem Pflichtspiel tragen wird.

Bleiben die Fragen im Raum: Was soll das alles? Bekommt er ein Spielergehalt und wer zahlt das? Handelt es sich hierbei nur um eine Art Scheinverpflichtung um an saudisches Geld zu konmmen?  Wollen die Saudis eventuell später bei Fortuna einsteigen? Offiziell hält sich die Fortuna mehr als bedeckt. Ein wenig mehr Offenheit wäre wünschenswert.

Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich habe nichts gegen Kooperationen. Nur bevorzuge ich Kooperation mit demokratischen Staaten und deren Vereinen und ich wünsche mir eine offene Kommunikation über die Art solcher Kooperationen. Erstligafußball ist schön, aber ich will ihn nicht um jeden Preis haben.